Der Verleger Moe ‚Martin‘ Goodman vertrieb in den 30er Jahren sogenannte Pulps (=Schund), Groschenromane, die seinerzeit in den USA sehr populär waren und vor allem aus triviale Western-, Science-Fiction-, Abenteuer- und Kriminalgeschichten bestanden. Als dann verstärkt Stripes in den US-Alltag Einzug hielten, insbesondere „Superman“ und „Batman“ von „DC“ das Golden Age des Comics einläuteten, sprang Goodman auf den Zug auf, gründete dazu 1939 „Timely Publications“ und beauftragte „Funnies Inc“, eine Firma von Lloyd Jacquet, welche Comics für andere Firmen herstellte, mit neuen Figuren. Zuvor hatte dieser u. a. für „DC“ gearbeitet. Lloyd lieferte noch 1939 für Goodmans Magazin „Marvel Comics“ den heldenhaften Android „Human Torch“ (nicht der spätere Held) und kurz darauf den Atlanter „Namor, der Sub-Mariner“ (von Bill Everett geschaffen).
Der Erfolg war so groß, dass Goodman den Verlag 1941 in „Timley Comics“ umbenannte und immer mehr junge Zeichner wie Stan Lee (wurde bereits 17-jährig Redakteur), Gene Colan und Jack ‚THE KING OF COMIC‘ Kirby rekrutierte. Kirby und der Zeichner ‚Joe‘ Simon entwickelten 1941 den wohl patriotischsten aller Helden: „Captain America“. Auf dem Cover der ersten Ausgabe verpasste dieser Hitler einen Kinnharken. Das Exemplar verkaufte sich fast eine Million mal, sorgte aber noch vor Kriegseintritt der USA auch für teilweise böse Kritiken. Die Autoren machten die Figur durch dynamische Perspektiven und übertrieben-filmverwandte Action zum Flagschiff des Verlages. Andere erfolgreiche Figuren waren u. a. die Schul- und Teenagerkomödien-Reihe „Patsy Walker“ (1945-1965, auch Spin-Offs) von Ruth Atkinson sowie der Tarzan-Epigone „Ka-Zar“ (1939) von Bob Byrd.
Während des 2. WK gab es insgesamt 160 verschiedene Superheldentitel von mehr als zwei Dutzend Verlagen mit einer Gesamtauflage von 300 Millionen Heften und einem jährlichen Umsatz von 30 Millionen Dollar. Nach dem Krieg brach der Superhelden-Markt ein und der „Comic-Code“ geißelte 1954 die Stripes. Timely ging 1951 im Nachfolgeverlag „Atlas Comics“ auf, womit die Abkehr von den Helden unterstrichen wurde, was 1961 wiederum mit der Umbenennung in „Marvel Comics“ rückgängig gemacht wurde. Kirby und Simon (zeitweise Verlagsleiter) mußten Geschichten für andere Genres produzieren, brachten ersten Romantik-Comics heraus. Ende der 50er wendete sch jedoch das Blatt, denn „DC“ erfand seine Helden neu, das Silver Age brach herein. Einmal mehr forderte Goodman von seine Redakteure neue Helden und brachte 1961 erstmals das „World Greatest Comic Magazine“ heraus, von Stan Lee (den Goodman zurückholte) und dem altgedienten Kirby aus der Taufe gehoben. Vor allem Lees Ansatz war nun anders, denn er wollte keine Übermenschen mehr darstellen, sondern Charaktere mit Superkräften, die mit einfachen Problemen zu tun hatten. Noch im November 1961 schuf das kongeniale Duo die „Fantastic Four“. Kraft, Dynamik und visuelle Energie zeichneten Kirby’s Arbeiten aus, machten ihn zum Zentrum des Marvel Universe. Lee als Texter wiederrum wußte die galaktischen Kämpfe mit dem Alltäglichen aufzubrechen, avancierte zum Gesicht des Verlages, schrieb Vorworte und ging auf Vorlesungen, hielt mit einem roten Faden sämtliche Reihen zusammen: “Spider-Man“ (1961, avancierte zur erfolgreichsten Figur), “Ant-Men” (1962), “The Hulk” (1962), “Thor” (1962), “X-Men” (1963), “Iron Man”, “Avengers”, der frische “Sub Mariner” (1963), der aufgetaute „Captain America“ (1964), „Daredevil“ (1964), die erste Superheldin “Black Widow” (1964) und „Silver Surfer“ (1966). Die menschlichen Figuren und ihr realistischer Alltag verhalfen zu einer größeren Identifikation der Leser, womit Marvel bald sogar „DC-Comic“s den Rang ablief.
Ende der 60er litten alle US-Verlage unter Leserschwund - nur Marvel schien von der Krise unberührt, kam endlich aus dem Knebelvertrag mit dem DC-Vertrieb heraus und konnte somit weitere Serien plazieren. Den Vertrieb bekam nun „Curtis Distributing“. Goodman verkaufte Marvel 1968 an die „Perfect Film and Chemical Corporation“, blieb aber weiterhin Präsident und Verleger der neuen Gesellschaft „Magazine Management“. Es war das Ende des Silver Age, der Beginn der Post-Silver-Ära. Anfang der 70er verließ Kirby im Streit mit Lee den Verlag, unterstützte DC, kehrte aber später wieder zurück. Lee wurde zeitweises sogar Präsident von Marvel.
Da Marvel die Rechte der Figuren stets für sich beanspruchte (nur Kirby bildete da eine Ausnahme), gründeten 1992 Top-Autoren wie Todd McFarlane oder Jim Lee einen eigenen Verlag: „Image-Comics“. Der merkliche Qualitätsverlust - Hologramm-Karten und 3D-Cover brachten kein Ausgleich - führte Marvel 1996 kurz vor dem Bankrott! Auch im Trading-Card-Bereich mußte Marvel herbe Verluste einstecken. Die kontinuierliche Entwicklung der Superhelden – Spiderman heiratete und bekam ein Kind, welches verstarb – sprach das Publikum nicht mehr an. In der Folge versuchte Marvel einen Neustart, stellte die Storyline der Figuren auf den Kopf, so wie es auch „DC“ Mitte der 80er erfolgreich getan hatte.
Anfang der 2000er sorgten weltweit enorm erfolgreiche Real-Verfilmungen, die „X-Men“-Reihe (ab 2000) und „SPIDER-MAN“-Filme (ab 2002), zusätzlich für eine Wende. Die Umsetzungen bekamen einen großen Einfluß auf die laufenden Reihen bzw. Geschichten der Helden. Marvel beschloss seine Figuren selbst zu vermarkten, entwickelte das „MCU“ (Marvel Cinematic Universe): „IRON MAN“ (2008) war der erste von inzwischen 23 Filmhits in Folge, die aufeinander aufbauten, zwar unabhängig von den Comics existierten, sich aber gegenseitig befruchteten. Ein verlagsweiter Relaunch der Marvel-Serien („All-New, All-Different Marvel“) verschmolz 2015 das reguläre „Marvel-Universum“ mit den Universen aus „Ultimate Marvel“.